Ich putze gerne: Und das ist gut so!

Mittwoch, 4. Februar 2015 - in Kolumne

"Abwaschen? Aber gerne doch!", "Durchwischen? Lass mich das machen!", "Die Dusche ist dreckig? Her mit dem Putzschwamm!"   Aussprüche wie diese haben mir schon oft erstaunte (um nicht zu sagen: verstörte) Blicke beschert. Wann immer ich in den Genuss dreckiger Teller, Duschtassen oder Fliesen komme, kann ich es kaum erwarten, zu Schwamm und Lappen zu greifen und loszuschäumen. 

Kämpfen muss ich um den Platz an einer übervollen Spüle oder am Wischmopp nie. Denn: Außer mir reißt sich selten jemand (besser gesagt: nie) um das Schrubben und Scheuern. Gerne treten meine Mitmenschen zur Seite und bestaunen meinen Sauber-Eifer aus sicherer Entfernung. Nur wenigen von ihnen gelingt es, ihre Verwunderung zu verbergen. Sie sind irritiert, schütteln ihre Köpfe, lassen die Kinnlade auf den (dreckigen) Boden plumsen. Letztendlich sind sie aber froh und erleichtert darüber, dass der Kelch an ihnen vorbeigeht.

Diese Erleichterung wiederum ist mir ein völliges Rätsel. Wie kann man denn nicht gerne abwaschen, schrubben, wischen, scheuern, Dreck wegmachen? Wie kann man eine so glücklichmachende Tätigkeit wie das Saubermachen als lästige Notwendigkeit ansehen und sie freiwillig an Andere (Putzpersonal, Spülmaschine, Staubsaugerroboter, Mutter oder Ehepartner) delegieren? Warum sehen die meisten Menschen Putzen als notwendiges Übel, als Strafarbeit, unliebsame Pflicht an? Warum können sie sich am Putzen nicht erfreuen?

Ich kann gar nicht anders als zu vermuten: Sie haben die Freude am Saubermachen (noch) nicht erkannt und quälen sich so unnötig durch jeden Alltags-, Frühlings- und Großputz ihres Lebens. Dabei ist Putzen in so vielen Facetten ein kaum zu überbietender Glückskick! Es macht (selbst-)zufrieden, beschert sofortige Erfolgserlebnisse und spektakuläre Vorher-Nachher-Effekte. Es verhilft zu einer Wohlfühlumgebung und befreit innerlich und äußerlich von Balast. Es ist die wohl dankbarste Tätigkeit der Welt-- wenn man sie als solche zu erkennen vermag.

Deshalb: Ja, ich putze leidenschaftlich gerne. Ich putze freiwillig, ich putze viel und ich putze mit Lust. Ich habe gar nicht so viel Wohnung wie ich putzen möchte! Wenn ich nicht befürchten müsste, mit Blaulicht in die Geschlossene eingeliefert zu werden, würde ich gar mit Lächeln auf den Lippen die dreckigen Straßenschilder der Stadt sauberschrubben, frischen Wind in heruntergekommene Bahnhofstoiletten bringen und die schmierigen Fenster der S-Bahnen zum Strahlen bringen.

Klingt nach geistiger Umnachtung durch Inhalieren halluzinogener Putzmitteldämpfe? Darüber kann ich nur lachen. Alles nur eine Frage der Genussfähigkeit! Sollen doch Andere mit gequälter Miene und Schweiß auf der Stirn an den zweiwöchentlichen Treppendienst oder den Wochenendputz denken. Sollen sie stöhnen, wenn sie den vollen Wäschekorb öffnen oder den Blick über den dreckigen Küchenfußboden schweifen lassen. Jeder kriegt den Putzfrust, den er verdient. Geputzt werden muss schließlich immer und überall-- warum nicht also mit Lust statt mit Frust?

In diesem Sinne: Happy Cleaning!

 

Eure Quietschente